Zeitzeugeninterview
Seit wann bist du bei der Delvag Gruppe und wie war hier dein bisheriger Werdegang?
Ich habe 2002 als Praktikant bei der Delvag angefangen, als ich noch an der TH Köln am Institut für Versicherungswesen studiert habe. Seinerzeit war der Luftfahrtversicherungsmarkt stark von den Nachwirkungen der 9/11 Terroranschläge in den USA beeinflusst. Bei aller Tragik der Ereignisse war dies ein spannender Zeitpunkt, in die Welt der Luftfahrtversicherungen einzutauchen. Noch während des Praktikums hat mir unser damaliger Vorstand eine feste Anstellung angeboten. Da ich zuerst mein Studium beenden wollte, habe ich dann bei Delvag als Werkstudent gearbeitet und konnte hier mit Unterstützung der Lufthansa Cargo meine Diplomarbeit schreiben. Anschließend habe ich bei unserer Captive im Underwriting begonnen und bin 2005 zum Makler Albatros gewechselt, wo ich unter anderem als Key Account Manager für unsere Airline Kunden tätig war. Seit 2018 leite ich dort den Geschäftsbereich Aviation.
Wie sieht deine alltägliche Arbeit aus und was ist für dich das Besondere daran?
Zu den Aufgaben unseres Teams gehört der Ausbau unseres Geschäfts, die Betreuung unserer Kundschaft, die Produktentwicklung und Platzierung der Policen sowie die Vertretung der Interessen unserer Kunden gegenüber ihren Versicherern im Schadenfall. In unserem Kernsegment Airlines arbeiten wir kaum mit Standardprodukten, sondern entwickeln gemeinsam mit unseren Versicherungspartnern maßgeschneiderte Deckungskonzepte, die den individuellen Absicherungsbedarf unserer Kunden sowie deren Risikotragfähigkeit berücksichtigen. Einfach ausgedrückt: bei unserer Arbeit geht es darum, unsere Kunden zufrieden zu stellen und Services anzubieten, die den 24/7 Betrieb einer Airline optimal unterstützen. Da klingelt dann auch schon mal Sonntagnacht das Telefon, z.B. wenn sich ein größerer Schaden ereignet hat oder der Versicherungsschutz aufgrund geopolitischer Krisen kurzfristig einer Anpassung bedarf.
Kannst du dich an einen besonderen Versicherungsfall aus den letzten Jahren erinnern, der besonders heraussticht?
In Erinnerung geblieben ist mir beispielsweise ein Fall aus 2015, bei dem ein über uns betreuter, nahezu nagelneuer Airbus A330 zu hart auf der Landebahn in Kathmandu aufgesetzt wurde. Von außen betrachtet sah das Flugzeug nahezu unbeschädigt aus – letztlich zeigte sich jedoch, dass die Struktur des Flugzeugs irreparabel beschädigt wurde und der Fall als Totalschaden abzurechnen war. Aber was macht man nun mit einem Airbus A330, den man nicht mehr aus Nepal ausfliegen kann? Letztlich hat ein örtlicher Unternehmer den Flieger gekauft, auf einen Stellplatz neben den Flughafen geschleppt und zu einem Museum umfunktioniert. Wer also mal in Kathmandu ist, kann ihn sich dort anschauen; alternativ auch auf Google Maps …. alles sehr kurios. Drei Wochen später ereignete sich dann das tragische Germanwings Unglück, das nicht nur mir, sondern allen Kolleginnen und Kollegen in der Lufthansa Group für ewig in Erinnerung bleiben wird.
Wie hat sich euer Tagesgeschäft in den Jahren verändert, welche Meilensteine und besonderen Veränderungen gab es?
Das Geschäft der Luftverkehrsindustrie ändert sich rasend schnell. Technologische Entwicklungen bei Flugzeugen und Triebwerken, prozessuale Veränderungen in der Flugzeugwartung oder zunehmende Digitalisierung in der Customer Journey führen dazu, dass sich Risiken laufend verändern. Beispielhaft seien hier die Einführung von Verbundwerkstoffen in den Flugzeugbau, das unbemannte Fliegen oder die Einführung alternativer Kraftstoffe genannt. Dies wiederum erfordert auch von der Versicherungsbranche neue Lösungen zur Bewertung und Absicherung dieser Risiken. Der Umgang mit diesen Emerging Risks ist in dem stark regulierten Umfeld der Versicherungsbranche nicht immer einfach. Wir sind bei Albatros gerade dabei, unsere komplette IT-Landschaft zu modernisieren, um unsere Kunden auch in Zukunft bei der Risikoanalyse und hinsichtlich ihres Absicherungsbedarfs individuell zu beraten und um Webservices anzubieten, die eine stärkere Vernetzung mit den Kernprozessen unsere Kunden und Geschäftspartner ermöglichen
Was begeistert dich an deiner Arbeit?
Hier ist kein Tag wie der andere. Gerade im internationalen Airline Geschäft, bei dem sich die Flugzeuge, Menschen und Warenströme rund um die Welt bewegen, ergeben sich täglich neue Herausforderungen. Du weißt heute nicht, wo auf der Welt sich ein Schaden ereignet, wie sich morgen Risiken verändern oder welche äußeren Faktoren, z.B. politische Spannungen oder der Klimawandel, hierauf einwirken. Unser Anspruch ist es, diese Themen proaktiv zu antizipieren oder - im Fall der Fälle - schnell darauf zu reagieren. Egal, wo und wann das Ganze passiert. Das mache ich jeden Tag mit einem ambitionierten und engagierten Team. Die Arbeit macht einfach Spaß, wenn man großartige Menschen um sich hat. Wenn dies am Ende des Tages auch von unseren Kunden positiv wahrgenommen wird, wirkt das wie ein zusätzlicher Energy-Booster
Wie sieht die Zusammenarbeit für dich zwischen Delvag und Albatros aus?
Sehr positiv. Wir kennen unsere Ansprechpartner:innen in allen Bereichen der Delvag und wissen, wen wir zu welchen Themen ansprechen können. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen in allen Segmenten der Luftfahrtindustrie, sprechen wir auf Seiten der Delvag mit Experten, mit denen wir konstruktiv an Lösungen für unsere Kundschaft arbeiten. Somit können wir unseren Kunden auch sehr spezielle Produkte anbieten, die ansonsten auf dem Versicherungsmarkt nicht erhältlich sind. Flache Hierarchien, offene Türen und die Atmosphäre des Großraumbüros helfen beim offenen Austausch und unterstützen schnelle Entscheidungsprozesse. Ich sehe die verschiedenen Unternehmen der Delvag Gruppe als Verbund - auch wenn wir als Makler und Versicherer natürlich auf verschiedenen Seiten des Flusses stehen und durchaus unterschiedliche Interessen verfolgen. Letztlich eint uns aber das Ziel, glückliche Kunden zu haben und diesen Spirit spüre ich tagtäglich in der Zusammenarbeit.
Gibt es etwas, das du neuen Mitarbeitenden mit auf den Weg geben möchtest, wenn diese zum Beispiel in deinem Bereich anfangen möchten?
Ja, seid neugierig und interessiert. Die Luftfahrtindustrie und das Versicherungsumfeld bieten eine unendliche Anzahl von spannenden Tätigkeitsfeldern. In keiner anderen Sparte habe ich es erlebt, dass eine so enge Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträger:innen erfolgt, derart schnell auf Kundenbedarfe reagiert wird und letztlich im Schadenfall das gegebene Leistungsversprechen auch tatsächlich als ein solches eingelöst wird. Bei uns könnt ihr aktiv verändern und mitgestalten – bringt eure eigenen Ideen ein, hinterfragt Bestehendes und übernehmt Verantwortung. Wir freuen uns immer über motivierte Mitarbeitende, die mit Eigeninitiative die Dinge anpacken, vorantreiben und umsetzen. In der Delvag Gruppe ist man kein unsichtbares Zahnrad im Getriebe – hier weiß jede Kollegin und jeder Kollege, was sie/er zum großen Ganzen beigetragen hat.
Möchtest du der Delvag zum 100-jährigen Jubiläum noch etwas wünschen?
Ich bin super dankbar, dass ich hier mittlerweile schon seit über 20 Jahren durchgehend in fantastischen Teams und mit wunderbaren Kolleginnen und Kollegen arbeiten durfte. Schlussendlich ist es genau das, was den Unterschied macht. Wir benötigen zwar moderne Technik und effiziente Prozesse, um unsere Arbeit machen zu können …. am Ende des Tages sind es aber die Menschen, die Kolleginnen und Kollegen, die hier arbeiten und mit denen wir bei unseren Kunden und Geschäftspartnern zusammenarbeiten, die die Grundlage für unseren Erfolg sind und die dafür sorgen, dass ich mit Freude bei der Delvag Gruppe arbeite. Das ist es, was ich persönlich der Delvag für die nächsten 100 Jahre wünsche - dass sie sich diese Werte bewahrt.
Vielen Dank Florian Pawelzick für das Interview und die spannenden Einblicke in deinen Bereich!
Das Interview wurde geführt von Tamara Gmelin, Corporate Communications