Kay Griese - ehemaliger Leiter Luftfahrt und Transport
Zeitzeugeninterview

Von wann bis wann haben Sie für die Delvag gearbeitet und welchen Tätigkeiten und Aufgaben sind Sie in dieser Zeit nachgegangen?

Ich war von 1990 bis 2020 für die Delvag tätig, also 30 Jahre. Angefangen habe ich als Akquisiteur im Transport, am Ende war ich Leiter des Bereichs „Luftfahrt und Transport“.


Wie sah Ihr Karriereweg aus? 

Eine typische „Kaminkarriere“. Ich habe an der FH Köln studiert und meinen Betriebswirt gemacht und bin dann per Zufall bei Delvag gelandet. Zuerst habe ich hier ein Praktikum gemacht, bin dann für drei Auslandssemester nach New York gegangen und habe dort für den ehemaligen „Gerling“-Versicherungskonzern gearbeitet. Als ich einer Kollegin bei Delvag nach meinem Studium ein Buch zurückgebracht habe, wurde mir hier eine Stelle angeboten, die ich angenommen habe.

Kay Griese

Erinnern Sie sich an Ihr erstes Projekt bei Delvag?

Mein erstes großes Projekt war das „Schraubenwurmfliegen-Projekt“. Diese Fliegen sind ein großes Problem, da sie als Parasiten Tiere befallen, die in der Folge oft sterben. 

Verbreitet war die Fliegenart in verschiedenen Ländern, darunter Libyen. Abhilfe sollte die „Sterile-Insekten-Technik“ schaffen: In einem Labor in Mexiko wurden Schraubenwurmfliegen gezüchtet und mit Gamma-Strahlen sterilisiert. Im Anschluss wurden sie in 20 Kleinflugzeugen von Mexiko nach Libyen transportiert und über dem betroffenen Gebiet abgeworfen.  So sollte die Fliegenpopulation in Libyen verringert und ihre Verbreitung südlich der Sahara verhindert werden.

Die German Cargo (Vorgängerin der Lufthansa Cargo) hat damals an einer Ausschreibung dazu teilgenommen und wurde dabei von der Delvag unterstützt. Für die Verhandlungen bin ich damals nach Rom gefahren, um die Delvag in dem Projekt zu vertreten. Außer uns waren dort drei andere Anbieter vertreten. Unser Angebot kam beim Kunden aber sehr gut an und ich war schon im Gespräch zuversichtlich, den Zuschlag zu bekommen und die Ausschreibung zu gewinnen. Und so kam es letztlich auch.  


Gab es weitere besondere Versicherungsfälle? 

Da gab es einige: Den Transport von Delfinen aus Florida nach Lissabon, die Versicherung einer Thunfischfarm, tropische Aquariumfische in Nigeria, Zigarren in Kuba, Diamanten in Tel Aviv. Solche Themen kamen aufgrund der weltweiten Ausgangspunkte der Lufthansa Group damals regelmäßig vor. Auch heute gibt es noch viele interessante Versicherungsfälle im Transportbereich und auch viel Neues ist dazu gekommen. 


Das klingt abwechslungsreich. Was war das Besondere für Sie an Ihrer Tätigkeit? 

Das Besondere waren die tollen Kolleg:innen weltweit. Ich hatte die Gelegenheit, über die vielen Jahre international zu reisen, überall für die Delvag Geschäfte abzuschließen und unterschiedliche Kulturen und Gegebenheiten kennenzulernen. 

Auf Reisen hatten wir viele Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben. Darunter natürlich auch mal das ein oder andere negative: In São Paulo wurde ich zum Beispiel zusammen mit dem Vorstand überfallen. Aber wir sind mit dem Schrecken davongekommen. Und in erster Linie war die Zeit extrem abwechslungsreich, die Arbeit hat viel Spaß gemacht und man konnte sehr frei agieren. Das fand ich toll.


Was waren Ihre größten Herausforderungen bei Delvag und wie haben Sie diese gelöst?

Oft waren wir wie ein Schnellboot: Schnell und flexibel aus Köln heraus. Die größte Herausforderung waren die großen Versicherer mit ihrem Volumen und ihrer Kapazität. Wir haben uns deshalb auf Nischen spezialisiert. Die Arbeit bei einem Spezialversicherer ist sehr abwechslungsreich und es gibt keinen anderen Versicherer, der zu dieser Zeit so international unterwegs war, wie die Delvag. So war es nie langweilig, jeder hatte seine Verantwortung. Das alles ist das Besondere bei Delvag. 


Was würden Sie jungen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben? 

Am Ende muss man für sich selbst entdecken, ob man Spaß in diesem Bereich hat. Man muss seine Komfortzone verlassen, von sich aus Verantwortung für neue Projekte übernehmen und gemeinsam mit einem Mentor oder einer Mentorin, die einen begleiten auch Dinge ausprobieren. Man sollte außerdem raus gehen und keine Scheu davor haben, Fehler zu machen. Denn am Ende kochen alle nur mit Wasser.


Möchten Sie der Delvag zum 100-jährigen Jubiläum noch etwas wünschen? 

Ich gratuliere der Delvag für diesen langen außergewöhnlichen Weg, der einzigartig ist und wünsche ihr weitere erfolgreiche Jahrzehnte.  

Ich bedanke mich für die herausragende Zeit, mit herausragenden Kolleg:innen. Es ist etwas Besonderes seinen kompletten Karriereweg bei einer Gesellschaft zu verbringen. Dafür kann man dankbar sein. 
 


Vielen Dank Herr Griese für Ihre Zeit und das Gespräch.
 

 

The interview wurde geführt von Tamara Gmelin, Corporate Communications.